Was bringt die Patientenzentrierung wirklich?

Patientenportal
Patientenzentrierung
Wortwolke Patientenzentrierung
14th December, 2023 von Carolin Butz

Mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen wird in vielen Fällen das Ziel verfolgt, die Patientengefährdung zu reduzieren und Prozesse zu optimieren, um das Krankenhauspersonal zu entlasten. Immer wieder gab und gibt es zudem Ansätze, Patientinnen und Patienten stärker an ihrem Behandlungsverlauf zu beteiligen.

In den USA gab 1996 das Inkrafttreten des Health Insurance Portability and Accountability Act (HIPAA) den Anschub für die Harvard Medical School 2010 ein Projekt unter dem Begriff Open Notes zu starten. Dies erfolgte im Rahmen einer Demonstrations- und Evaluationsstudie.

Leitgedanke der Studie war es, Patienten klinische Informationen über sichere Online-Patientenportale zugänglich zu machen und zu evaluieren, welchen Einfluß die Informationstransparenz auf ihre Behandlung hat. 2012 wurden die Ergebnisse dieser Studie veröffentlicht. Die überwältigende Mehrheit der Patient*innen befürwortete die Möglichkeit gemeinsam mit ihren Behandlern auf die Daten zugreifen zu können. Viele berichteten, dass das Lesen der Notizen ihnen das Gefühl gab, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit und ihre medizinische Versorgung zu haben.

Die ePA (elektronischen Patientenakte) als EHR (Elektronical Health Record) folgt dem Ansatz zu mehr Transparenz, wobei die ePA ein zusätzlicher Speicherort für Arztbriefe u.a. darstellt. Die Daten werden grds. im PVS (Praxisverwaltungssystem) bzw. KIS (Krankenhausinformationssystem) der Leistungserbringer gespeichert. Die Nutzung dieser Akte, stellt nach dem aktuellen Konzept eine zusätzliche Aufgabe und keine Entlastung für Ärztinnen und Ärzte dar. Auch für Patienten ist es umständlich, auf die Daten zuzugreifen, die in erster Linie für Adressaten mit medizinischer Vorbildung gedacht sind. Aus diesem Grund ist die Einführung eines Patientenportals zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sinnvoll.

Ziel sollte sein, die Gesundheitsversorgung transparenter und patientenzentrierter zu gestalten.

Aber was genau bringt dieser integrative Ansatz?

Integrativer Ansatz zur Stärkung der Arzt-Patienten-Kommunikation

Für Plattformen, die Patienten Informationen niedrigschwellig und patientengerecht zugänglich machen, gibt es verschiedene Studien, die allesamt belegen, dass sich ihre Einführung für die Akteure im Gesundheitswesen auszahlen. Informierte Patienten arbeiten besser mit, beanspruchen weniger Zeit des medizinischen Personals, stellen weniger Fragen, können schneller entlassen werden und genesen schneller (siehe Schaubild unten). Eine Kostenrechnung in der Gegenüberstellung von Mehraufwand für die Nutzung des EHR (Electronic Health Record) oder Patientenportalen zu Zeit- und Kosteneinsparung durch die oben genannten Aspekte kann nur individuell aufgestellt werden. In manchen Fällen reduzieren sich beispielsweise Anästhesieaufklärungsgespräche auf ein Drittel der üblichen Zeit, wie Emento bei einer Begleitstudie zur Einführung des Care Guides auf einer chirurgischen Station des AUH ermittelt hat. Bei anhaltendem Fachkräftemangel und Kostendruck ist das ein wichtiger Aspekt. Wenn man die Menschen in den Vordergrund der Betrachtung stellt, ist der Gewinn an Selbstbeteiligung für Patienten gleichwichtig, wie die Verbesserung des Arzt-Patienten-Verhältnisses für Mediziner*innen und gleichwohl alles medizinisches Fachpersonal.

Erfolg des Gesundheitswesens 2.0

Die Möglichkeiten der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz entwickeln sich von Tag zu Tag. Niemand bezweifelt ihren Nutzen und die Tatsache, dass sie die Patient Journey verändern werden.

Open Notes ist ein gelungenes Projekt aus den USA und auch die Nutzung des EHR in den Skandinavischen Ländern zeigen auf, was möglich, machbar und sinnvoll ist. Die Ergänzung des EHR durch ein patientengerechtes Patientenportal ist entscheidend für den Erfolg des Gesundheitswesens.

Diesen Erfolg haben Institutionen im dänischen Gesundheitswesen mit dem Emento Patientenportal schnell und unkompliziert erreicht. Während ein EHR auf einer höheren Ebene konzipiert wird, liegt die Umsetzung und der Nutzungsgrad des Patientenportals in den eigenen Händen eines Krankenhauses oder einer Rehaklinik.

App reduziert Verweildauer um vier Tage

Einen Ausweg aus dem klassischen Dilemma im stationären Behandlungsalltag bietet der sogenannte Digitale Care Guide von Emento. Das dänische Softwareunternehmen entwickelte in 2016 eine leicht zu bedienende App, über die behandlungsrelevantes Wissen individualisiert und portioniert an die Patientinnen und Patienten übermittelt wird.

Erfahrungen aus dänischen Krankenhäusern belegen die Wirksamkeit der App

Bei Menschen mit Darmkrebs reduzierte sich die Verweildauer nach OP von 6,74 auf 5,18 Tagen, bei Patienten mit Rektalkarzinom sogar von 9,27 auf 5,18 Tage. Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag zwischen 65 und 66 Jahren, was zeigt, dass auch weniger digital-affine Menschen von der App profitieren.

Verweildauer bei Darmkrebsbehandlung

Open Notes: Transparenz in der Arzt-Patienten-Kommunikation“ (2016) Auch das deutsche Ärzteblatt beschäftigte sich 2016 mit den Erkenntnissen aus dem Open Notes-Projekt. Allen voran formuliert Prof. Dr. med. Tobias Esch es so: „Wir glauben fest daran, dass OpenNotes und eine Integrative Gesundheitsversorgung, die die Patientinnen und Patienten in den Fokus rückt, die Zukunft der Primärversorgung in Deutschland ist.“

"Inviting Patients to Read Their Doctors’ Notes: A Quasi-experimental Study and a Look Ahead" (2012): Diese Studie, veröffentlicht im Annals of Internal Medicine, war eine der ersten, die die Auswirkungen von OpenNotes untersuchte. Sie zeigte, dass Patienten, die Zugang zu ihren Arztnotizen hatten, sich besser informiert fühlten und eine höhere Einhaltung der Medikamentenpläne aufwiesen. Zudem war ihre Verweildauer im Krankenhaus kürzer; ihre Gesprächszeiten mit Ärzten war kürzer, weil sie weniger Fragen hatten.

Schaubild zur Effizienz der Nutzung von Open Notes als EHR

Schaubild zur Effizienz der Nutzung von Open Notes als EHR.

"Our Patients OpenNotes: A Qualitative Study of Patient and Clinician Experiences with Electronic Access to Clinical Notes" (2016): Diese qualitative Studie, veröffentlicht in der Journal of Medical Internet Research, untersuchte die Erfahrungen von Patienten und Ärzten mit OpenNotes. Sie betonte die verbesserte Kommunikation und das gestärkte Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Ärzten.

"Patient Portals and Patient Engagement: A State of the Art Review" (2016): Diese Studie, erschienen in der Zeitschrift für medizinische Internetforschung, untersuchte verschiedene Patientenportale, einschließlich OpenNotes, und betonte ihre Rolle bei der Steigerung des Patientenengagements und der Zufriedenheit. Der Leitgedanke des Zugriffs auf seine eigenen Patientendaten stammt zwar aus dem letzten Jahrhundert, wurde in den USA jedoch durch zwei Faktoren erheblich vorangetrieben: Die flächendeckende Nutzung von Smartphones und das Mitwirken von IT-Unternehmen, die die Handhabung von großen Datenmengen unterstützten.

"Evaluating the Impact of Patients' Online Access to Doctors' Visit Notes: Designing and Executing the OpenNotes Project" (2013): Diese Studie veröffentlicht in der Medizinischen Versorgungsforschung und Überprüfung (Medical Care Research and Review) beschreibt das Design und die Umsetzung des OpenNotes-Projekts und betont den innovativen Ansatz zur Förderung der Patientenzentrierung.

OpenNotes – Online access to vist notes activates patients and strengthens mutual trust“ (2021): Dieser Artikel untersucht den Patizipationswillen deutscher Patienten. 66% aller Befragter gaben an, dass die Arztnotizen lesen würden, wenn sie leicht (online) zugänglich wären.

Weitere Informationen

  • www.opennotes.org

  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/182622/Open-Notes-Transparenz-in-der-Arzt-Patienten-Kommunikation

Carolin Butz
Carolin Butz
Project Manager eHealth

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