Der Care Guide von Emento: Innovativ, ausgereift – und KHZG konform

interview
khzg
careguide
Emento founders and CEO
4th October, 2021 von Mikkel Bech

Während das Thema Patientenportale in Deutschland erst seit den Fördermöglichkeiten durch das KHZG so richtig Fahrt aufgenommen hat, sind unsere nördlichen Nachbarn schon deutlich weiter: In Dänemark arbeiten Krankenhäuser bereits mit Lösungen, welche die Interessen der Krankenhäuser und die der Patientinnen und Patienten vereinen. Den Care Guide von Emento, der erste seiner Art, gibt es schon seit 2016 und er ist heute in mehr als der Hälfte aller dänischen Krankenhäuser im Einsatz. Jetzt kommt die Lösung, die nachweislich Ressourcen schont und die Patientenloyalität stärkt, nach Deutschland.

Allan Juhl, CEO von Emento, erklärt im Interview, was den Care Guide, die perfekte Kombination von Portallösung und App, gerade für deutsche Krankenhäuser so attraktiv macht und warum sie auch für IT-Leitende erste Wahl ist.

Aus welchem Bedarf heraus wurde der Emento Care Guide entwickelt?

Der Bedarf für den digitalen Guide kam direkt aus dem Universitätskrankenhaus in Aarhus und die Geschichte hinter der Entwicklung der Lösung ist eine, die auch in Deutschland tagtäglich geschrieben wird: Ein Patient, von Beruf Ingenieur – also durchaus mit komplexen Sachverhalten vertraut –, erhält nach einer Krebsoperation seine medizinischen Unterlagen wie OP-Bericht, Arzt- und Entlassbrief, radiologische Befunde etc. auf Papier mit nach Hause. Dort angekommen liest er sich die Unterlagen durch, um zu verstehen, was mit ihm gemacht wurde, wie seine OP lief, wie sein aktueller Gesundheitszustand ist und wie es für ihn jetzt weiter geht. Leider versteht er bei der Durchsicht der Papiere nur Bahnhof und beschließt – aus Frust und Trotz – erneut die 70 Kilometer nach Aarhus zu fahren, um sich seine Lage dort erklären zu lassen. Dort trifft er – zum Glück – auf einen Pflegedienstleiter, den der ganze Vorgang ins Grübeln bringt.

Und der dann den Emento Care Guide einführt?

Nein, den gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Der wurde in einem aufwändigen Prozess, der auf den Design-Thinking-Maßstäben beruht, entwickelt. Der erste Schritt war die Entwicklung einer fiktiven Patientenreise, die 20 Mitarbeiter durchlaufen sollten – inklusive Einweisung, Aufklärungs- und Informationsgesprächen und Entlassmanagement. Im Anschluss daran mussten diese 20 Mitarbeiter – allesamt erfahrene Pflegekräfte – einen Fragebogen mit zehn recht einfachen Fragen zu ihrer Diagnose und Therapie beantworten. Kein einziger Mitarbeiter konnte die Fragen beantworten. Für die Verantwortlichen des Aarhuser Universitätskrankenhauses war dieses Ergebnis ein Weckruf und der Startpunkt für die Entwicklung einer patientenzentrierten Portallösung. Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit stand dann die Emento-Lösung und wurde 2016 auf dem dänischen Markt gelauncht.

Wie verbreitet ist die Portal-App heute in Dänemark?

In Dänemark gibt es 21 Krankenhäuser, mehr als die Hälfte davon nutzen unsere Lösung. Bis 2024 werden wir auf diesem Wege rund 1.3 Millionen Bürger über eine Smartphone-App erreichen. Unser Erfolg beruht darauf, dass wir die Komplexität und Heterogenität der Prozesse im Krankenhaus sehr gut abbilden können. Die Anforderungen der verschiedenen Abteilungen sind unterschiedlich und auch innerhalb der Abteilungen und Fachrichtungen sind die Prozesse rund um die Behandlung eines Patienten verschieden. Diese Diversität können wir mit unserer Lösung abbilden. Denn die Inhalte werden individuell und passgenau erstellt. Das bedeutet, dass die Patienten nicht automatisch alle Informationen zu einem Eingriff oder Krankheitsbild erhalten, sondern nur die, die für sie interessant sind. Wir befreien die Patienten also von der Aufgabe, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden – ohne die Krankenhausmitarbeiter zusätzlich zu belasten.

Wie genau wird der Erfolg von Emento gemessen?

Wir haben ganz unterschiedliche Kennzahlen, mit denen der erfolgreiche Einsatz der Portal-App gemessen wird. Interessanterweise war der initiale Erfolgsmesswert die Steigerung der Versorgungsqualität. Schon nach kurzer Zeit wurde aber klar, dass es weit mehr Business-Cases und damit Erfolgskennziffern gibt, die messbar sind und die einen Einfluss auf die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse eines Hauses haben. Dazu zählt zum Beispiel eine bessere Auslastung von räumlichen und personellen Ressourcen, weil es bis zu 15 Prozent weniger kurzfristige Terminabsagen gibt. Auch die Anzahl der verschobenen Eingriffe aufgrund schlechter Patientenvorbereitung kann deutlich reduziert werden. Eine weitere personelle Entlastung ist messbar, weil die Patienten besser informiert aufgenommen und entlassen werden. Das bessere Verständnis der Menschen für die Behandlung führt zu deutlich kürzeren Verweildauern, bei Menschen nach Darmkrebs-Operation zum Beispiel von fast sieben auf fünf Tage. Gleichzeitig verbessert sich das Outcome der Therapien, zum Beispiel in Form einer besseren Wundheilung, weniger postoperativen Komplikationen oder einer höheren Compliance bei der Medikation. Es kommt zu weniger Rehospitalisierungen. Und nicht zuletzt, das messen wir über alle Krankenhäuser und Abteilungen hinweg, steigt die Patientenzufriedenheit und damit auch die Loyalität gegenüber dem Krankenhaus.

Was genau ist der Unterschied des Care Guide im Vergleich zu einer Portallösung, wie es sie in Deutschland bereits gibt?

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass wir durch die Entwicklung nach dem Design-Thinking-Ansatz eine von Beginn an praxisorientierte Lösung geschaffen habe, die immer wieder getestet und überarbeitet wurde. Von allen Beteiligten – also Patienten, Ärztinnen, Pflegenden und IT-Leitern – und über Jahre. Das Ergebnis ist eine Lösung, die die Prozesse und Erlösstrukturen im Krankenhaus optimiert, die Mitarbeiter entlastet und gleichzeitig die Patientinnen und Patienten dauerhaft begleitet und mit individuell relevanten Informationen versorgt.

Aktuell gibt es – auch in Deutschland – ausschließlich Lösungen, die entweder die eine oder die andere Seite adressieren. Also entweder einen Fokus auf die behandelten Personen oder ihre Stärke in der Abbildung klinischer Prozesse haben. Ich kenne keinen etablierten Anbieter, der beide Seiten gleich gut bedient und eine wirklich stabile Brücke zwischen diesen Welten baut. Dieser Platz auf dem Markt der Portallösungen wird aktuell exklusiv von uns besetzt. Dabei erfüllen wir gleichzeitig die Anforderungen an die Förderfähigkeit des KHZG. Und noch ein wichtiger Punkt: Unsere Lösung ist bereits seit Jahren erfolgreich auf dem Markt und durch viele Anwender, IT-Leiter und Patienten erprobt.

Wie genau können wir uns das individualisierte Portal vorstellen? Ein Beispiel bitte.

Bleiben wir beim Kolon-Karzinom. Der Care Guide erhält die Patientendaten aus dem KIS heraus, eine separate Eingabe ist nicht nötig. Die Patientin lädt sich die Emento App auf ihr Smartphone, die Mitarbeiter im Krankenhaus steuern das Portal über ein Dashboard. Über dieses werden der Patientin individuelle Nachrichten auf das Handy geschickt, gut portioniert und zeitlich an die Behandlung angepasst. Das können Informationen zu der speziellen Karzinomart sein, kleine Videos mit Tipps zur Vorbereitung auf den Krankenhausaufenthalt, Erinnerungen zum Ausfüllen der Aufklärungsbögen oder Anleitungen zur Nahrungsaufnahme. Normalerweise erhalten Patienten diese Informationen während eines Vorgesprächs gebündelt und in einer für sie mental sehr angespannten Situation. Vielen Menschen fällt es schwer, aus der Informationsflut die wichtigen Sachen herauszufiltern und richtig anzuwenden. Über die App kommen die Inhalte in kleinen Portionen, in verständlicher Sprache und zeitversetzt. Erscheint unsere Kolon-Karzinom-Patientin im Krankenhaus, sehen die Pflegenden, welche Informationen abgerufen wurden. Die App begleitet die Patientin dann auch nach der Entlassung und unterstützt sie digital bei der Nachsorge – wieder mit hilfreichen Tipps, zum Beispiel zur Wundheilung, mit Erinnerungen an Nachsorgetermine oder zur Medikamenteneinnahme.

Das klingt so, als hätten die Krankenhausmitarbeiter aus Pflege und IT die meiste Arbeit damit.

Nein, gar nicht. Im Gegenteil. Was die IT-Leiter betrifft, so haben wir über die vielen Jahre, in denen Emento bereits in der Praxis eingesetzt wird, ein belastbares Implementierungskonzept erarbeitet und auch für den deutschen Markt adaptiert. Wir kennen die gängigen KIS, die in deutschen Krankenhäusern eingesetzt werden und wissen um die Stärken und Schwächen. Eine Schwäche ist zum Beispiel der teilweise Mangel an Interoperabilität. Wir arbeiten mit weltweit anerkannten Standards wie HL 7 und FHIR, was in der Praxis eine Herausforderung darstellen kann. Darum stellen wir eine Interimslösung zur Überbrückung zur Verfügung. Der IT-Leiter hat also keine extra Arbeit und kann sicher sein, dass die Integration des Emento Care Guide einfach gelingt. Auch die Anwender müssen keine Zusatzarbeit befürchten. Die Patientendaten werden über das KIS übermittelt, das Befüllen der Lösung mit individuellen Inhalten ist eine Übungssache und geht nach kurzer Zeit sehr leicht von der Hand. Den meisten macht es sogar Spaß, kleine „Tutorialvideos“ für die Patienten aufzunehmen. Gerade junge Leute fühlen sich davon angesprochen, weil es ihrem privaten Kommunikationsverhalten nahe kommt. Und, weil es ihre Rolle innerhalb des Behandlungsprozesses aufwertet. Das Ergebnis sind besser aufgeklärte Patientinnen, die klinische Abläufe besser verstehen und mitarbeiten können. Das entlastet spürbar im hektischen Klinikalltag.

Warum brauchen deutsche Krankenhäuser eine Lösung wie die von Emento überhaupt?

Auch, wenn es so deutlich niemand aussprechen mag: Die Versorgungsstrukturen in Deutschland stehen vor einem fundamentalen Wandel der dazu führt, dass sich die Machtverhältnisse vom Arzt/Krankenhaus hin zum Patienten verschieben. Die ePA ist doch ein gutes Beispiel dafür. Plötzlich müssen Krankenhäuser Daten digital verfügbar machen. Das ist aber erst der Anfang eines Prozesses, innerhalb dessen Leistungserbringer und Leistungsempfänger gleichberechtigt werden. Leidtragende werden die Ärzte und Pfleger sein, weil sie im direkten Kontakt mit den Patienten stehen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit immer mehr und immer älteren Menschen ist das eine große Herausforderungen.

Hier kommen wir ins Spiel. Wir begleiten diesen Wandel und liefern das passende Werkzeug für das Teambuildung aus Gesundheitseinrichtungen und Patienten. Mit dem Emento Care Guide sorgen wir dafür, dass der Wandel auch in den Köpfen stattfindet und nicht nur auf dem Papier.

Mikkel Bech
Mikkel Bech
Founder, Product specialist

Haben wir Ihr Interesse geweckt?

Dann kontaktieren Sie Mikkel Bech gerne per Telefon oder E-Mail.

Email: mikkel@emento.dk